A Ankunft / Anmeldung
Der erste Eindruck des Campingplatzes ist entscheidend und immer richtig. Im Zweifelsfall sofort wenden und weiterfahren. Den Zeitpunkt der Ankunft nicht unterschätzen. In Deutschland zum Beispiel kommst du immer zu der Zeit an, in der die Barriere geschlossen ist (Mittagspause). Das heisst 2 Stunden auf dem Parkplatz warten. In anderen Ländern kennt man die Mittagspause auch, lässt dich aber trotzdem auf den Platz und vertraut darauf, dass du dich später anmeldest. Beim Anmelden gibt es unzählige Zeremonien; Ausweise werden verlangt, Ermässigungskarten studiert, intime Daten ausgetauscht (einseitig, die Récéptionistinnen verraten nie ihr Alter), komplexe Berechnungen angestellt. Manche weisen dir eine Parzelle zu, andere lassen dich eine aussuchen, wieder andere haben gar keine Parzellen, je nach Arrangement wird der Stromkasten aufgeschlossen, Zähler werden abgelesen, Schlüssel oder Karten oder Codes werden ausgehändigt, oder es heisst einfach plug-and-play, alles pauschal.
B Brot
Manchmal hast du am Morgen noch welches, wenn nicht kannst du vielleicht am Platz Frisches kaufen, falls du am Vorabend bestellt hast, oder um die Ecke lockt die Bäckerei, oder es gibt überhaupt kein Brot für's Frühstück.
C Campingplatz / Caravan / Campingcard / Campingcar ...
Zuviele Wörter um etwas dazu zu sagen. Phantasie ist gefragt.
D Dusche
Ah, ein grosses Thema. In der Regel vorhanden, häufig in einem Gebäude, manchmal beheizt, meistens mit Warmwasser, immer zu eng, in der Regel unmöglich sich im Trockenen umzuziehen (vor allem nach dem Duschen), Temperatur teilweise einstellbar, Brause ab und zu beweglich (häufig zu niedrig montiert), immer wieder aber nicht nur sauber, Wassermenge (Strahlstärke) erinnert manchmal an Prostata-Probleme, erstaunlich viele unterschiedliche Systeme zur Begleichung der Energiekosten (Jetons oder Münzen die du im Idealfall in der Duschkabine einwerfen kannst, häufig aber ausserhalb, von 2 bis 6 Minuten, nicht auf Vorrat einzuwerfen, beim ersten Mal weisst du nicht wie lange es dauern wird, nach abgelaufener Zeit - du bist noch eingeseift - nur noch kaltes oder auch gar kein Wasser mehr). Du lernst, dass tägliches Duschen keine Notwendigkeit ist.
E Ersatzteile
Hast du natürlich ganz viele dabei, aber kaum jene die du brauchst.
F Frischwasser
Musst du immer wieder in den Tank einfüllen, per Schlauch (falls der Anschluss passt), per Kanne (die du unterschiedlich weit trägst und beim Befüllen derselben du mehr oder weniger Zeit verbringst und mehr oder weniger nass wirst) und je nach Land ist es Trinkwasser (selten) oder nicht (häufig) und wenn du einmal den Tank voll mit Nichttrinkwasser hast tust du dich schwer, jemals wieder Wasser aus diesem Tank zu trinken.
G Gas
Dieses begleitet dich beim Campieren auf Schritt und Tritt. Es ist sozusagen die Lebensenergie und du lernst sparsam damit umzugehen. Wir haben aus weiser Voraussicht (das bemerke ich hier ganz unbescheiden) unseren Wohnwagen auf Autogas (LPG) umgerüstet und das ist der absolute Hammer und allen unbedingt zu empfehlen, die mehr als ein Land auf einer Reise ansteuern. Denn jedes Land hat sein eigenes Gasflaschensystem und die sind miteinander nicht kompatibel, viel Vergnügen. Wir dagegen tanken einfach an einer Tankstelle (die es in ganz Europa ausreichend gibt) unsere Flaschen auf und bezahlen dafür erst noch lächerlich wenig.
H Heringe
Sind nur unmittelbar nach dem Kauf gerade, es gibt mindestens 20 verschiedene Arten für jeden erdenklichen Boden, 'rein gehen sie besser als 'raus und je länger du unterwegs bist desto weniger verwendest du sie.
I Intimität
Da wirst du mit der Zeit gelassen, die an der Wäschleine des Nachbarn aufgehängten Unterhosen und BH's betrachtest du während des Mittagessens mit immer kleiner werdendem Interesse, an die halbnackt und in mehr oder weniger erotischer Nachtwäsche und topmodischen Bademänteln herumstreifenden Menschen jeden Alters gewöhnst du dich, Geräusche aus den oder Einblicke in die Wohnräume deiner Nachbarn nimmst du gar nicht mehr wahr und wenn du selber in einer Aufmachung Richtung Sanitärgebäude schlenderst die du zu Hause nicht einmal dem Pöstler an der Tür zumuten würdest, dann weisst du dass du endgültig in der Campinggesellschaft angekommen bist.
J Jung
Wenn du so lange unterwegs bist ist es zwangsläufig meistens Nebensaison und das bedeutet dass du vorwiegend Rentner antriffst, was dazu führt dass du dich extrem jung fühlst.
K Kabel
Von denen hast du ja heutzutage eine Unmenge dabei, das dicke Stromkabel für den Wohnwagen ist ja noch naheliegend, aber du brauchst auch ein oder zwei Verlängerungskabel, dann die diversen Elektrogeräte wie Rasierapparat, Ladyshave, Tondeuse, Elektroheizung, Wasserkocher, Lämplikette und nicht zu vergessen die Ladekabel für Computer, iPod, iPad, Handy, Fotoapparat, E-Book Reader und natürlich hat jedes Familienmitglied eine andere Marke sprich pro Person etwa 3 Ladekabel jetzt kannst du mal zusammenrechnen.
L Licht
Das Tageslicht ist natürlich billiger, denn der Strom kostet meistens extra. Darum richtest du dein Tagesprogramm stärker nach der Sonne als zu Hause. Wenn du aber im Sommer im hohen Norden bist, sind die Verdunkelungsrollos plötzlich im Vordergrund und dir fällt auf, wieviel Licht da doch noch durch die Schlitze durchdringt.
M Markise
Diese ist sehr schnell aufgebaut, falls sie am richtigen Ort sprich an der rechten Seite des Wohnwagens montiert ist, aber wenn du zuletzt das Vorzelt aufgebaut hattest dann ist die Markise auf der anderen Seite des Wohnwagens und du musst sie zuerst ausrollen, wegnehmen und wieder einfädeln, oder wenn du sie zuletzt benutzt hast und jetzt lieber das Vorzelt aufbauen willst dann ist die Markise auf der falschen Seite und du musst sie ausrollen, wegnehmen, hinten wieder einfädeln und aufrollen und manchmal ist sie auch noch nass. Aber insgesamt eine gefreute Sache.
N Nett
Man ist auf Campingplätzen grundsätzlich nett zueinander. Du grüsst Leute, an denen du sonst achtlos vorbeigehen würdest, sprichst mit Menschen über Dinge, die dich gar nicht interessieren (das ist allerdings nicht nur auf Campingplätzen der Fall) und nimmst fremde Wäsche fremder Leute von der fremden Leine, weil die Fremden nicht da sind und es zu regnen beginnt. Und die tiefschürfenden Diskussionen ergeben sich beim Abwaschen oder beim WC-leeren oder beim Wasserholen und wenn du wieder abfährst stehen die Verbleibenden fast Spalier und verdrücken eine Träne.
O Online
Die meisten Campingplätze bieten Internetzugang an, aber du ahnst es bereits, zu den unterschiedlichsten Bedingungen. Das Baltikum ist absolut führend; überall kostenloser Highspeed-Zugang. Im Norden wird's deutlich langsamer und auch teurer - in Inari musste ich gar per Kabel ins Internet, ich wusste kaum mehr wie das geht - und auch in Südeuropa kennt man inzwischen das WLAN, alllerdings teuer, gemütllich und manchmal ausser Betrieb. Die Preise bewegen sich zwischen gratis und 10 € pro Stunde. Da ist noch Potential vorhanden ...
P Parken
Mit dem Wohnwagen hinten dran ist Parken ein bisschen schwieriger als mit dem PW. Deshalb beschränkst du dieses Manöver auf Autobahnraststätten und natürlich auf den Campingplatz, wo der Anhänger dann stehen bleibt. Zugegeben, auch mit dem Ducato allein ist es in den sizilianischen Dörfern nicht immer ganz ohne, aber mit der Zeit entwickelst du ein Auge für geeignete Plätze. Ab und zu kostet das Parken auch deutlich mehr als erwartet (sprich Busse), da machen wir Halbe/Halbe, das heisst die erste Busse (in Dänemark) haben wir bezahlt, die zweite (in Griechenland) nicht, das dünkt uns fair.
Q Querfeldein
Ist jetzt mit dem Wohnwagen nicht so ein zentrales Thema, da gibt es geeignetere Fahrzeuge, aber nötig ist das ja sowieso nie.
R Rangieren
Ist mit dem Wohnwagen durchaus ein Thema, auf Campingplätzen, in Sackgassen und auf Fähren zum Beispiel. Es geht mit der Zeit immer besser und es beschert dir Erlebnisse der besonderen Art: Stinkende Kupplung, durchdrehende Räder, gestikulierende Ehefrau oder gar Applaus. In manchen Situationen ist allerdings Abhängen und Handarbeit angesagt, kein falscher Stolz bitte.
S Stützen
Da lachen jetzt die mit einem Camper, aber wir Wohnwägeler müssen sie halt immer 'runter- und 'raufkurbeln, damit unser schönes Haus nicht umkippt. Einmal durften wir dieses Schauspiel aus nächster Nähe beobachten, als ein offensichtlich unerfahrenes Paar in den Wohnwagen stieg, ohne vorher die Stützen heruntergekurbelt zu haben, und sich dann das schöne Teil nach hinten gelegt hat. Aber das Gute ist, wenn du dann wieder auf die andere Seite gehst, kippt der Wohnwagen wieder in die Ausgangslage zurück. Jedenfalls sind wir nie abgefahren, ohne die Stützen heraufgekurbelt zu haben, das würde bestimmt lustig tönen.
T Toilette
Oje. Was soll ich sagen. Manchmal ist Schweigen Gold.
U Unwetter
Wohnwagen und Camper (von Zelten reden wir jetzt gar nicht) sind schon eher für schönes Wetter erfunden worden. Natürlich ist alles wasserdicht, du kannst auch heizen und es gibt ja sogar Wintercamping. Aber mal ganz ehrlich, bei einem kräftigen Unwetter willst du lieber woanders sein, so einfach ist das. Wie ein Wohnwagen nach ein paar Tagen Dauerregen innen aussieht, kannst du dir vielleicht vorstellen - du musst ja doch immer wieder 'raus und 'rein. Und am Schlimmsten ist die Feuchtigkeit. Aber deshalb ist ja beim Campieren immer schönes Wetter.
V Vernunft
Dieses Wort existiert im Zusammenhang mit Camping eigentlich nicht. Das Leben auf so engem Raum unter manchmal sehr merkwürdigen Bedingungen kann beim besten Willen nichts mit Vernunft zu tun haben. Was ist es denn dann?
W Wetter
Dem bist du beim Campieren auf jeden Fall näher als dir manchmal lieb ist. Aber natürlich ist das toll, das willst du ja, sonst würdest du ja ins Hotel gehen, siehe auch die Buchstaben "U" und "V". Jedenfalls lernst du, dass Wetterprognosen im Internet bestenfalls lustig sind, selten stimmen und doch konsultierst du sie regelmässig. Bemerkenswert ist, dass in vielen Ländern - vor allem im Norden - Wetterprognosen offenbar keine Rolle spielen, denn auf die Frage nach dem Wetterbericht hat man uns dort häufig angelächelt und gemeint, zur Zeit sei es ja nicht so schlecht.
X x-beliebig
Beim Campieren ist nichts beliebig oder zufällig, wo denkst du hin. Alles durchdacht, bis ins letzte Detail. Auf so einem Campingplatz können mehrere Hundert verschiedene bewohnbare Fahrzeuge stehen und keines ist wie das andere und jedes ist aus bestimmten Gründen genau so und nicht anders. Zumindest reden sich das alle ein, reiner Selbstschutz, niemand will zugeben dass der andere den besseren Wohnwagen gewählt hat oder dass ein grösserer Camper idealer wäre oder dass ein kompakter Van mehr Vorteile hätte.
Y Yoghurt / Yamaha Das sind die beiden einzigen Worte mit Y, die mir in den Sinn kommen. Und die man mit ein bisschen Bemühen mit Camping in Verbindung bringen kann - du hast jetzt nämlich schon an den Yeti gedacht, aber den triffst du auf keinem Campingplatz der Welt an. Aber Yamahas, die siehst du oft hinten auf dem Camper, zum Einkaufen und für die kleineren Ausflüge, klar, gute Sache. Und Yoghurt kaufen wir grundsätzlich in jedem Land, weil das etwas Feines ist und die Griechen machen das beste und bei den Franzosen gibt es die Petit Suisse und wir fühlen uns wieder einmal nicht ganz ernst genommen.
Z Zeit Davon hast du mehr als zu Hause, denkst du, weil wer campiert in der Regel Ferien hat und darum nicht arbeiten muss. Wenn du jemals campiert hast, weisst du dass das nicht stimmt. Alles beansprucht mehr Zeit als zu Hause und darum hast du am Ende doch nicht mehr davon. Aber das ist ja völlig logisch und auch absolut in Ordnung, denn ein Tag hat 24 Stunden und daran ändert auch das Camperleben nichts und das Entscheidende ist was du daraus machst und wenn du Zeit findest ein solches ABC zusammenzustellen beweist das dass doch mehr Zeit vorhanden sein muss. |